Geschichtliches

In der beigefügten Chronik des Bauernkrieges und seiner Vorgeschichte sind die Ereignisse in der Zeit von 1470 bis 1526 zusammengestellt.

Es war eine Zeit großer Veränderungen und Umwälzungen. Der stetige Anstieg der Abgaben und Steuern belastete die Bauernschaft, das Wachstum der Bevölkerung und der Städte erhöhte den Bedarf an lebensnotwendigen Gütern und neue Handelsbeziehungen (Entdeckung Amerikas, Seeweg nach Indien) sowie das aufkommende Handwerk ließen Handel und Wirtschaft explodieren. Die Teuerungsrate stieg zeitweise auf 300 Prozent. Hinzu kamen die Umwälzungen im geistigen und geistlichen Bereich: der Buchdruck sorgte für eine verstärkten Informationsaustausch, erste Bildungsstätten und Universitäten entstanden, Luthers Bibelübersetzung brachten auch den einfachen Menschen die Inhalte von Gottes Wort nahe und mit der Reformation brach sich die Wut über die pfäffische Korrumpierbarkeit und den Ablasshandel Bahn. All dies Faktoren führten zu einem zunehmenden Drang nach Befreiung von Zwang und Lasten, nach Rechtsstaatlichkeit, Mitbestimmung und Wahlmöglichkeiten und letztendlich zu den moderaten Forderungen der Bauern und der unteren städtischen Schichten.

Chronik des Bauernkrieges 1470 – 1526

aus dem Katalog : HAP Grieshaber 77, Kunsthalle Berlin (1977), Zusammenstellung von Christiane Zieseke; mit Ergänzungen von Arnold Schwab.

Chronologie

1470    Aufschwung des erzgebirgischen und Tiroler Silberbergbaus. Anstieg der Gold- und Silberproduktion. Deutschland ist seit 1470 ökonomisch an der Spitze Europas.
1472    Gründung der Universität Ingolstadt.
1473    Aufnahme von Geschäftsverbindungen des Bankhauses der Fugger mit den Habsburger Herrscherhaus. Gründung  der Universität Trier.
1475    Um 1475 Entwicklung des Geschützwesens (bewegliche Feldartillerie).
1476    Hans Böheim, der Pfeifer von Niklashausen, fordert zum Aufstand in Franken auf. Er erzählte, ihm sei die Jungfrau Maria erschienen und habe ihm befohlen zu predigen, daß Gott zornig sei über das schlechte Leben der Priester und daß die Recht-mäßigkeit des kirchlichen und weltlichen feudalen Besitzes angezweifelt werden müsse. Diese frühen Unruhen in Franken enden mit der Verbrennung von Hans Böheim in Würzburg.
1477    Gründung der Universitäten Tübingen und Mainz
1478    Aufstände in Kärnten und der Steiermark.
1481    Unruhen in Köln wegen neuer Steuern; Absetzung des Rates im Februar 1482,  Niederschlagung  des Aufstands.
1482    Verbreitung des Buchdrucks über ganz Europa.
1483    Mai – Juli: Aufstand gegen den Rat in Hamburg. Tilman Riemenschneider kommt nach Würzburg.  Geburt von Martin Luther.
1485    Erhebung der Zunfthandwerker in Regensburg gegen den Rat der Stadt. Aufstieg der Fugger durch Verbindung von Handels-, Montan- und Finanzgeschäften zu einer der größten Kapitalmächte Europas.
1486    Wahl Maximilians I. zum deutschen König. Auf dem Frankfurter Reichstag wird ein zehnjähriger Landfriede durchgesetzt, der feudale Fehden verbietet.
1486/87  „Der Hexenhammer“, eine Schrift der päpstlichen Inquisitoren, leitet große Zahl von Hexenprozessen ein.
1487-88   Erste Umseglung des Kap der Guten Hoffnung durch Bartholomäus Diaz.
1488      Gründung des Schwäbischen Bundes.
1488/91   Bürgeraufstände in Braunschweig, Osnabrück und Rostock. Geburt von Ulrich von Hutten.
1489/90    Geburt von Thomas Müntzer.
1490    Beginn der Preissteigerungen (bis 1500 ca. um 300 %).
1492    Kolumbus entdeckt auf der Suche nach dem westlichen Seeweg nach Indien Kuba und Haiti. Martin Behaim stellt ersten Erdglobus her.
1493    Bundschuhverschwörung im Elsaß unter Jakob Hanser.  Maximilian I. wird deutscher Kaiser.
1494    Geburt von Hans Sachs.
1495    Wormser Reichstag, Verkündung des „Ewigen Landfriedens“. „Gemeiner Pfennig“ als erste allgemeine Reichssteuer.
1496    Das Augsburger Handelshaus der Paumgartner gewährt den Habsburgern Kredite, die einen Umfang von 926 000 Gulden erreichen.
1497    Holzschnitt Albrecht Dürers: Die vier apokalyptischen Reiter.
1497-99  Vasco da Gama entdeckt den Seeweg nach Indien.
1498    Gründung der Handelsgesellschaft Anton Weiser, Conrad Vöhlin und Comp. in Augsburg.
1499    Die Schweiz löst sich vom deutschen Reich (Schwabenkrieg).
1500    Um 1500 Erfindung der Taschenuhr durch Peter Henlein in Nürnberg. In Deutschland gibt es 60 Druckorte und 60 Papiermühlen.
1502    Erneute Bundschuhverschwörung unter Joß Fritz, einem leibeigenen Bauern, im Gebiet des Bistums Speyer. Zum ersten Mal beteiligen sich vorwiegend Kleinbauern und niedere ländliche Schichten an dem Aufruhr.  Der „Bundschuh, der Schuh des gemeinen Mannes“ (im Gegensatz zum Ritterstiefel), war das Symbol für bäuerliche Geheimbünde, die einen Aufstand vorbereiten sollten. In den Bundschuh-Verschwörungen von 1502, 1513 und 1517 spielte der leibeigene Bauer Joß Fritz eine führende Rolle. Er lebte jahrelang im Untergrund und breitete den Bundschuh über weite Gebiete aus, indem er die große Zahl der heimatlosen Bettler als Boten und Werber einsetzte. Die Verschwörungen wurden verraten und blutig niedergeschlagen. Joß Fritz konnte nie gefaßt werden und war zur Zeit des Bauernkrieges bereits eine legendäre Gestalt.
Aufstände in Augsburg und Halle.
Gründung der Universität Wittenberg.
Kolumbus entdeckt auf seiner vierten Reise das mittelamerikanische Festland. Amerigo Vespucci erkennt auf seiner zweiten Reise in dem nach ihm benannten Amerika einen eigenen Kontinent.
1504    Zwischen Wien und Brüssel wird die öffentliche Reiterpost entwickelt.
1506    Jakob Fugger bezieht ostindische Gewürze auf dem Seeweg.
Gründung der Universität Frankfurt/Oder.
Ablaßhandel durch Dominikaner Johann Tetzel.
Kolumbus gestorben.
1507    Beginn des umfangreichen Landerwerbs der Fugger, Weiser, Paumgartner.
1508    Luther wird Theologieprofessor in Wittenberg.
1509    Jakob Fugger finanziert den Krieg Maximilians I. gegen Venedig.
1509-10   Aufstände (,‚das tolle Jahr“) in Erfurt.
1509-14    Häufung städtischer Aufstände u. a. in Köln und 1513/14 in Braunschweig.
1513    2. Bundschuhverschwörung des Joß Fritz im Breisgau. Beginn des Schweizer Bauernkrieges.
1514    Aufstand des „Armen Konrad“ in Württemberg (Armer Konrad ist eine Standesbezeichnung für den armen Mann). Der Aufstand wurde von Herzog Ulrich von Württemberg blutig niedergeschlagen.
Größter Bauernaufstand in Ungarn.
1515    Beginn des Windischen Bauernaufstandes im Herzogtum Krain – 1516 wurden die Restgruppen der Bauern vernichtend geschlagen
1516    Karl I., der spätere Kaiser Karl V., wird König von Spanien, Neapel, Sizilien und der burgundischen Niederlande.
1517    3. Bundschuhverschwörung unter Joß Fritz mit dem Zentrum Straßburg.
31. Oktober: Thesenanschlag Martin Luthers an der Schloßkirche zu Wittenberg. Eine breite Bewegung gegen das Papsttum wird ausgelöst.
1518    Beginn der Reformation durch Zwingli in der Schweiz.
Jerg Ratgeb malt den „Herrenberger Altar“.
1519    Tod Maximilians I.    Karl V. wird zum deutschen Kaiser gewählt.
1520    Luther verbrennt in Wittenberg öffentlich einen Druck der Bannandrohungsbulle. Beginn des Wirkens Thomas Müntzers in Zwickau.
1521    „Pfaffenstürmer“ in Erfurt. Studenten, Bürger, Handwerker, Adlige und Bauern kämpfen gegen katholische Geistliche. Ihre Häuser werden geplündert, weil sie Propaganda gegen Luther machen.
Bannbulle gegen Luther. Reichstag zu Worms, Edikt über Reichsacht gegen Luther und seine Anhänger, Flucht auf die Wartburg, Beginn der Bibelübersetzung.
1522    Reformation in Wittenberg. Auf Beschluß des Rates findet der erste Bildersturm statt. Luther kehrt nach Wittenberg zurück und trägt entscheidend zur Beendigung der Bewegung bei.
Januar bis September: Müntzer in Nordhausen.
1522/23 Ritteraufstand unter Franz von Sickingen.
1523    Thomas Müntzer in Allstedt.
April und Juli: Bürgeraufstände in Mühlhausen.
Unter dem Einfluss von Thomas Müntzer setzt die kleinbürgerliche Opposition in Mühlhausen in Thüringen die Wahl eines Ausschusses von 40 Mann und einer Bürgervertretung von 8 Mann durch. Sie stellen ihre Beschwerden in 54 Artikeln zusammen. Anfang Juli erzwingen sie durch einen Aufstand die Annahme der Artikel, die im Wesentlichen auf eine Demokratisierung der städtischen Verfassung und auf die Durchsetzung der Reformation gerichtet sind.

1524        
4.  April 1524   Die ersten 18 Ilanzer-Artikel aus Graubünden in der Schweiz richten sich vor allem gegen Missbräuche auf kirchlichem Gebiet und enthalten bereits Kernpunkte der staatlichen Kirchengesetzgebung.  Mit dem Bundesbrief vom 23. September 1524 geben sich die Drei Bünde eine gemeinsame Verfassung. Diese freiheitlichen Artikel verbreiten sich mit dem Buchdruck im ganzen süddeutschen Raum und lösen die ersten Unruhen aus.
26. Mai: Im Bistum Bamberg revoltieren die Bürger aus Forchheim und Bauern aus den umliegenden Dörfern. Der Aufstand wurde kurze Zeit später von fürstbischöflichen Söldnern niedergeschlagen.
30. Mai:    Die Bauern des Klosters St. Blasien im Schwarzwald erheben sich gegen ihren Grundherrn.
23. Juni: Beginn des Bauernaufstandes in der Landgrafschaft Stühlingen an der Schweizer Grenze unter Führung des ehemaligen Landsknechts Hans Müller von Bulgenbach. Beginn des deutschen Bauernkrieges.
16. Juli: Aufstand der Anhänger Thomas Müntzers in Sangerhausen.
24. August: Bündnis zwischen den aufständischen Bauern aus Stühlingen und den Bürgern der Stadt Waldshut.
7./8. September:   Müntzer flieht aus Allstedt nach Mühlhausen.
19. September:   Aufstand radikaler Kleinbürger und Handwerker in Mühlhausen. Sie gründen den „Ewigen Bund Gottes“.
27. September:   Dem Rat der Stadt Mühlhausen gelingt es mit Hilfe der Bauern, den Aufstand zu unterdrücken.   Müntzer muß die Stadt verlassen.
2. Oktober: Die aufständischen Stühlinger Bauern beginnen mit den Untertanen des Abtes von St. Blasien und denen der Grafen von Fürstenberg  einen Marsch durch den Hochschwarzwald, um die Bauern überall im Hegau zum Aufstand aufzurufen.
Mitte Oktober: Die Klettgauer Bauern kündigen ihrem Grafen sämtliche Frondienste.
November bis Januar 1525: Müntzer weilt unter den aufständischen Bauern im Klettgau und Hegau.
Mitte November 1525: Beginn der Bauernunruhen im Brigachtal und Übergreifen der Bewegung auf württembergische Dörfer und dem Breisgau.
3. Dezember:   Auf Betreiben Zwinglis werden die Züricher Klöster in Armenhäuser und Krankenhäuser umgewandelt.
10. Dezember:   Das Kloster St. Trudpert im Breisgau wird von aufständischen Bauern gestürmt.
16.-17.  Dezember:   Die oppositionellen kleinbürgerlichen Kräfte in Mühlhausen erheben sich erneut und zwingen gemeinsam mit den Gemeinen den Rat zum Nachgeben.
24. Dezember:   Zusammenkunft unzufriedener Bauern in Baltringen (Oberschwaben). Ihnen schließen sich weitere Aufständische an und bilden den „Baltringer Haufen“ unter der Führung des Schmiedes Ulrich Schmid.
Im Bauernkrieg verstand man unter „Bauernhaufen“ organisierte Gruppen von aufständischen Bauern, die sich zu militärischen Einheiten (Fähnlein) zusammenschlossen.  Sie waren militärisch strukturiert mit klaren Regeln und Dienstgraden und hatten meist gewählte Hauptleute. Allerdings waren die Bauernhaufen den mit umfangreicher Reiterei ausgerüsteten und kampferfahrenen Söldnerheeren der Fürsten meist unterlegen.

1525        
22. Januar:   Die Schweizer Bergknappen in Tirol erheben sich gegen ihre Arbeitgeber, die Fugger, und erreichen weitgehende Selbstverwaltung.
23. Januar:   Versammlung der Bauern aus der Fürstabtei Kempten. Der Aufstand greift bald auf das ganze Allgäu über.
9. Februar:   Abgesandte des Schwäbischen Bundes verhandeln mit dem Baltringer Haufen, um Zeit für die Sammlung von Kräften zur Niederschlagung des Aufstandes zu gewinnen.
11. Februar:   Der Rat des Schwäbischen Bundes stellt dem Truchseß  600 Reiter und 4000 Fußsoldaten zur Niederschlagung der Aufstände zur Verfügung.
14. Februar:   Die Allgäuer Bauern schließen sich in Sonthofen zusammen.
16. Februar:    Die Baltringer Haufen überreichen den Vertretern des Schwäbischen Bundes mehr als 200 Beschwerdeartikel.
21. Februar:   Der geächtete Herzog Ulrich von Württemberg beginnt zur Wiedereroberung seines Landes einen Feldzug gegen die Habsburger Herrschaft.
Beginn des Aufstandes der Bodenseebauern.
24. Februar:    In der Schlacht bei Pavia wird Franz I. von Frankreich von den deutschen kaiserlichen Truppen geschlagen.
Die zurückkehrenden Landsknechte werden vom Schwäbischen Bund gegen die Bauern eingesetzt.
Abgeordnete der aufständischen Bauern aus dem Allgäu versammeln sich in Oberndorf und bilden aus den Sonthofener Vereinigungen den Allgäuer Bund.
27. Februar bis 1. März:    Die „12 Artikel der Bauernschaft in Schwaben“ werden im Memmingen aufgestellt. Sie werden mit Hilfe von Druckschriften und einer Auflage von 25.000 zum verbreitetsten Bauernprogramm. Ob sie damit sogar die Bibel übertrafen, ist unklar.
Die Zwölf Artikel von Memmingen, verfasst im März 1525, enthalten zentrale Forderungen der aufständigen Bauern. Die wichtigsten Punkte sind:

  1. Freie Wahl des Pfarrers durch die Gemeindemitglieder
  2. Aufhebung der Leibeigenschaft
  3. Reduzierung der Frondienste
  4. Begrenzung der Abgaben
  5. Recht auf Jagd und Fischfang
  6. Teilhabe an der Abholzung der Wälder (freie Holzentnahme)
  7. Neue Festlegung der Verwendung des großen Zehnten (10% der Getreide-/ Weinernte)
  8. Abschaffung des kleinen Zehnten auf Tiere, Obst und andere Feldfrüchte
  9. Strafen gemäß dem Recht
  10. Rückkehr zu alten Freiheiten und Rechten
  11. Abschaffung des Todfalls (Erbschaftsteuer)
  12. Schlussbestimmung

Diese Forderungen beziehen sich auf eine Verbesserung der sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen, politischen und religiösen Situation der Bauern.  Die Zwölf Artikel gelten als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa und wurden als Flugschrift weit verbreitet.
Anfang März schließen sich die Bauern am Bodensee zum „Seehaufen“ zusammen.
7. März:    Der Schwäbische Bund genehmigt die Aufstockung der Reiter und Soldaten auf 1892 Reiter und 11258 Fußsoldaten um den Feldzug des Herzog Ulrich nach Stuttgart zu stoppen.
6.-7. März:    Memminger Bauernparlament. Die Vertreter des Baltringer, des Allgäuer und des Seehaufens schließen sich zur Christlichen Vereinigung Oberschwabens zusammen. Die „Memminger Bundesordnung“, ein gemäßigtes Programm, wird von den Abgeordneten angenommen.
In Oberschwaben stehen jetzt 40 000 Bauern unter Waffen. Als die Verhandlungen mit Vertretern des Schwäbischen Bundes scheitern, stecken die Bauern Schlösser und Klöster in Brand und verschenken die gefundenen Vorräte an die Dorfbevölkerung.
12.März:    Alle Schweizer Söldner im Heer von Herzog Ullrich werden in die Schweiz zurückbeordert, so dass der Herzog abziehen muß und flieht in seine Festung Hohentwiel.
17. März:    Durch Bürgerwahl siegt die Opposition in Mühlhausen. Der „Ewige Rat“ wird errichtet. Er sorgt für die endgültige Durchführung der Reformation und leitet eine Reihe von Maßnahmen zur Erleichterung der Sozialen Lage der „Stadtarmut“ ein. Landaufteilungen erfolgen. Das kirchliche Eigentum wird verkauft.
22. März:    Der Bauernaufstand greift auf Franken über. Als erste erheben sich die Bauern der Rothenburger Landwehr.
24. März:    Die Gemeinde Rothenburg schließt sich dem Aufstand an.
25. März:    Vertreter der Christlichen Vereinigung von Oberschwaben und des Schwäbischen Bundes verhandeln in Ulm. Die Vertreter der Bauern erklären sich damit einverstanden, daß ein Schiedsgericht ein verbindliches Urteil über ihre Forderungen fällt.
26. März:     Die Baltringer Bauern lehnen die Vereinbarung ihrer Führer ab, gehen zum offenen Krieg über und stürmen das Schloß Schemmerberg. Die Bauern aus dem Deutschordens-gebiet stürmen den Schönthaler Klosterhof im württembergischen Mergentheim und veranlassen die Bauern dieser Gegend, sich dem Aufstand anzuschließen. Zusammenkunft der Bauern aus dem Dorf Oberschüpf im Odenwald. Grundlage für das Entstehen des von Georg Metzler geführten „Odenwälder Haufens“.
1. April:    Beginn des Bauernaufstandes im Bistum Würzburg.
2. April:    Am Neckar bildet sich unter der Führung des Leibeigenen Jäcklein Rohrbach ein Bauernbund, dem sich auch Heilbronner Bauern und Bürger, Untertanen der Deutsch-ordensherren und Württemberger Bauern anschließen.
2-3. April:    Die Allgäuer Aufständischen nehmen Schloß Liebenthann und das Kloster Kempten ein.
4. April:    Schlacht bei Leipheim. Die Truppen des Schwäbischen Bundes unter der Führung des Truchseß Georg von Waldburg besiegen in einem Blutbad die aufständischen Bauern Oberschwabens.   Etwa 1000 Bauern werden erstochen oder erschlagen;  andere Schreiben berichten von  4000 getöteten bzw. in der Donau ertrunkenen Bauern.
Anfang April:   Die Bauernhaufen der Rothenburger Landwehr, aus dem Bistum Würzburg und dem Deutschordensgebiet vereinigen sich zum Taubertäler Haufen“ (Schwarzer Haufen), dem ersten großen Bauernhaufen Frankens unter Führung des Ritters Florian Geyer.
6. April:    Neuer Aufstand der Bauern aus dem Hegau und Schwarzwald.
11. April:  Verkündung der Bamberger Artikel.  Man wolle den Bischof als Landesfürsten und sonst keinen Herrn (des Adels) haben.  Da 8000 Bauern vor Bamberg standen wurde ein Ausschuss mit Beteiligung der Bauern vereinbart und Zugeständnisse gemacht.
12. April:   Bürger der Stadt Münnerstadt stürmen das Kloster Bildhausen. Ihnen schließen sich Bauern aus dem nördlichen Stift Würzburg an. Sie bilden den „Bildhäuser Haufen“, den zweiten großen Bauernhaufen Frankens.
14. April:   Die Elsässer Bauern erheben sich unter der Führung des Handwerkers Erasmus Gerber.
Mitte April vereinigt sich der Odenwälder Haufen mit den aufständischen Bauern vom Neckar und der Grafschaft Hohenlohe zum „Neckartal-Odenwälder Haufen“ (Heller Christlicher Haufen), dem 3. großen Bauernhaufen Frankens, unter der Führung von Jäcklein Rohrbach.
16. April:   Der Neckartal-Odenwälder-Haufen nimmt Weinsberg ein und hält Gericht über den Adel.  Der Burgvogt Graf Ludwig von Helfenstein, der zuvor auf einem Rückweg von Stuttgart duzende Bauern grundlos erschlagen hat, wird mit seinen Reisigen von den Bauern durch die Spieße gejagt („Bluttat von Weinsberg“).
In Württemberg beginnt der Bauernaufstand unter der Führung des sehr gemäßigten Bauern und Gastwirts Matern Feuerbacher.
Luther versucht auf einer Reise durch Thüringen mäßigend auf die Aufständischen einzuwirken.
17. April:    Aufstand in den Vorstädten von Frankfurt/M. Die Zünfte schließen sich an. Zwischen dem Schwäbischen Bund, vertreten durch Truchseß von Waldburg und den oberschwäbischen Bauern wird der Weingartener Vertrag geschlossen. Danach soll ein Schiedsgericht über die Beschwerden der Bauern entscheiden.
18. April:    Beginn des Bürgeraufstands in Fulda und bei Vacha. Erhebung der limburgischen Bauern in Gaildorf. Der Werrahaufen bildet das erste der drei Zentren des Thüringer Aufstands.
19. April:    Heilbronn ergibt sich dem Neckartal-Odenwälder-Haufen. Martin Luther veröffentlicht seine „Ermahnung zum Frieden auf die Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben“.
23. April:    Bauernaufstand in der Pfalz. Bruchsal wird von aufständischen Bauern aus dem Bistum Speyer besetzt.
Bauernaufstand in der Schweiz.
25. April:     Die aufständischen württembergischen Bauern besetzen Stuttgart. Jerg Ratgeb, Rat der Stadt, verhandelt mit den Bauern. Der Rat der Stadt schickt unterdessen nach dem Truchsess. Dieses heimtückische Verhalten billigt Ratgeb nicht. Er wird als besonnener Verhandler zum Kriegsrat und Kanzler (Schreiber) der Bauern gewählt.
Aufstand in Mainz.
26. April:    Erhebung der Bürgerschaft von Langensalza gegen den Rat. Der Mühlhauser Haufen zieht nach Langensalza, um den Aufständischen zu Hilfe zu kommen. Mühlhausen wird das zweite Zentrum der Erhebung in Thüringen. Thomas Müntzer schreibt einen Brief an die Allstedter; er fordert sie auf, sich dem Aufstand in Thüringen anzuschließen und die Bergknappen von Mansfeld für den Aufstand zu gewinnen (Manifest an die Mansfelder Bergknappen).
27. April:   Erhebung der Bürgerschaft in Köln.
28. April:    Erfurt öffnet den aufständischen Bauern seine Tore.
28. bis 30. April:    Erhebung der Bauern von Solothurn und im Bistum Basel.
29. bis 30. April:   Die Mehrheit der Allstedter Bürger zieht zu Müntzer nach Mühlhausen.
30. April:    Die kleinbürgerlichen Schichten der Stadt Frankenhausen verbünden sich mit den aufständischen Bauern und bilden das „Frankenhausener Lager“; damit entsteht das dritte große Zentrum des Aufstandes in Thüringen.
2. Mai:     Zweite Erhebung der Bauern im Allgäu.
Die Bauern des Werrahaufens ziehen vor Meiningen und zwingen Graf Wilhelm von Henneberg dem Bund beizutreten.
Beginn des Bauernaufstandes in der Markgrafschaft Baden. Die 12 Artikel von Memmingen werden übernommen.
3. Mai:     Landgraf Phillip von Hessen besetzt das aufständische Fulda.
4. Mai:     Graf Botho bestätigt die Forderungen der Stolberger Bürger.
5. Mai:     Luther veröffentlicht seine Schrift „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“.
Im Amt Zwickau erheben sich die Bauern.
5. und 6. Mai:     Bürgerunruhen in Merseburg und Halle.
7. Mai:     Im Kraichgau bilden die aufständischen Bauern einen Haufen, dessen Ziel es ist, den Adel der politischen Macht zu entheben und sie an die Bauern zu übertragen.
8. Mai:     Sturm auf das Kloster Grünhain im Erzgebirge.
Der Neckartal-Odenwälder-Haufen, der Taubertäler und der Heidenfelder Haufen nehmen Würzburg ein. Beginn der Belagerung der Festung Marienberg.
9. Mai:      Beginn des Bauernaufstandes in Tirol.
10. Mai:      Müntzer zieht mit seinen Anhängern von Mühlhausen nach Frankenhausen.
11. Mai:     Landgraf Phillip von Hessen vereinigt seine Truppen mit den braunschweigischen und besetzt Eisenach.
12. Mai:      Müntzer bricht die Verhandlungen mit Albrecht von Mansfeld ab.
Die württembergischen Bauern werden in der Schlacht von Böblingen und Sindelfingen von den Truppen des Schwäbischen Bundes besiegt. Berichte geben an, dass 4000 bis 5000 Bauern von den Landsknechten erschlagen und erstochen wurden.  Damit ist der Aufstand in Württemberg niedergeschlagen.  Flucht Jerg Ratgebs.
Zabern wird von elsässischen Bauern eingenommen. Schlacht des Elsässer Haufens bei Lupstein gegen die Truppen des Herzogs von Lothringen mit geschätzt 5000 bis 6000 Toten.
13. Mai:    Die Tiroler Bauern wählen Michael Gaismair zu ihrem Führer.
Margraf Casimir von Brandenburg-Ansbach zieht mit 600 Reitern und 1000 Fußknechten gegen die Bauern in Rothenburg und erringt einen ersten Sieg über die Bauern.
14. Mai:      Bauernaufstand im Amt Wolkenstein/Erzgebirge. Bergarbeiter aus dem Marienberger Bergbaurevier sind beteiligt.
15. Mai:   Die Hallstadter Bauern bei Bamberg sagen sich vom Ausschuss in dem nur 3 Bauern saßen los und übernehmen den Schlösser-Artikel der Taubertäler zur Zerstörung der Adelssitze und Schlösser. So gingen in nur 2 Wochen im Hochstift Bamberg 197 Burgen , Schlösser und Herrensitze  in Flammen auf.  Das Riesenwerk der Zerstörung ge4schah ohne Widerstand und Blutvergießen. Die Burgen wurden nicht erobert sondern fielen bäuerlichen Abbruch-kommandos anheim. Ein friedlicher Ausgleich mit den Bauern, vermittelt durch den Nürnberger Rat, beruhigte die Gemüter und die Bauern zogen nach Hause.
14. bis 15. Mai:      Die vereinigten hessischen, braunschweigischen und sächsischen Truppen besiegen die Aufständischen in Thüringen in der Schlacht bei Frankenhausen. Thomas Müntzer wird gefangengenommen. Ungefähr 6000 Bauern, Gemeine und Bürger werden grausam getötet.
Mitte Mai:    Das Heilbronner Bauernparlament entwickelt ein Programm zur Reichsreform, muß sich jedoch vor den Truppen des Schwäbischen Bundes zurückziehen.
16. bis 17. Mai:      Die elsässischen Bauern ergeben sich Herzog Anton von Lothringen mit seinem Heer in Zabern. Beim zuerst vereinbarten freien Abzug der Bauern sollen dann wider allen Zusagen 18 000 Bauern ermordet worden sein.
20. Mai:      Erhebung von Bergarbeitern im Joachimstal.
Schlacht gegen die Elsässer Bauern 50 km südlich von Zabern mit ca. 4000 getöteten Bauern.  Der „grösste Bauernschlächter“ Herzog Anton von Lothringen hat mit seinen Truppen innerhalb einer Woche ca. 28.000 Elsässer Bauern getötet.
Weinsberg wird vom Schwäbischen Bundesheer niedergebrannt.
24. Mai:      Freiburg im Breisgau ergibt sich nach achttägiger Belagerung den 12 000 aufständischen Bauern.
25. Mai:      Erhebung der Salzburger Bauern.
Mühlhausen ergibt sich kampflos den Fürsten. Der alte Rat wird wieder eingesetzt.
27. Mai:       Thomas Müntzer, Heinrich Pfeiffer und andere Angehörige der bürgerlichen Opposition werden bei Mühlhausen hingerichtet.
30. Mai:      In der Steiermark brechen Bauern- und Bergarbeiteraufstände aus.
2. Juni:      Die Odenwälder Bauern werden in der Schlacht bei Königshofen im Taubertal auf dem Turmberg vom Heer des Schwäbischen Bundes geschlagen.  Viele der 8000 umzingelten Bauern werden erstochen oder auf der Flucht erschlagen.
3. Juni:      Schlacht bei Meiningen und Dreissigacker, in der die Truppen von Kurfürst Johann von Sachsen die aufständigen Meininger und den 7000 Mann starken Bildhäuser Haufen vernichtend schlagen.
4. Juni:       die aufständischen fränkischen Bauern ziehen einem Heer des Schwäbischen Bundes entgegen und werden in Ingolstadt bei Giebelstadt südlich von Würzburg vernichtend geschlagen. Mehrere Tausend Bauern werden erstochen und erschlagen.
8. Juni:      Die Truppen des Schwäbischen Bundes besetzen Würzburg. 64 Hinrichtungen erfolgen; 150 Bürger und 2000 Bauern werden gefangengenommen und z.T. gefoltert.
Margraf Casimir   Brandenburg-Ansbach zieht strafend durch seine Hoheitsgebiete. Seine brutale Vorgehensweise bringt ihm den Beinamen „Bluthund“ ein. Er läßt ganze Dörfer niederbrennen und Rebellen hinrichten. In Feuchtwangen sollen 300 Personen hingerichtet worden sein.  In Kitzingen läßt er 80 Männer enthaupten und 58 Personen die Augen ausstechen, als Strafe dafür, dass man „keinen Markgrafen mehr sehen wollte“.
20.Juni:   Bischof Konrad von Würzburg bricht zu seiner Huldigungsreise durch seinen Hochstift auf. Über 200 Bauern wurden mit dem Schwert hingerichtet und die Bewohner der Dörfer mussten dem Bischof huldigen und Treue schwören.  Die Bewohner seines Hochstifts wurden zum Schadenersatz verpflichtet.
23. Juni:      Ende des Aufstands im Allgäu.
23.-24. Juni:   Schlacht bei Pfeddersheim/Worms mit dem Heer des  Kurfürsten Ludwig von der Pfalz, in der mehrere tausend Bauern und Bürger getötet werden.
3. Juli:       Sieg der Bauern bei Schladming über das Aufgebot des steirischen Adels.
16. Juli:      Letztes Gefecht der Hegauer und Schwarzwälder Bauern an der Hitziger Stiege.
16. August:     Der Bauernaufstand in Tirol unter Michael Gaismair, einem der wenigen militärisch erfahrenen Bauernführer, endet mit einem Kompromiss.
3. September:      Beginn des Bauernaufstandes in Ostpreußen/Königsberg der nur 5 Tage dauert und dann friedlich beigelegt wird.
4. November:       Niederlage der Klettgauer Bauern. Der Bauernkrieg im Südwesten Deutschlands ist damit beendet.
Albrecht Dürer veröffentlicht einen Entwurf für ein „Gedächtnismal auf einen Sieg über aufrührerische Bauern“ (Bauernsäule).
Ende 1525 oder Anfang 1526: Jerg Ratgeb wird in Pforzheim gevierteilt.

1526        
Februar bis März: Michael Gaismair entwirft die „Tiroler Landesordnung“ als Versuch, eine klassenlose Gesellschaft zu errichten.
März bis Juni: Erneuter Bauernaufstand im Erzbistum Salzburg.
25. Juni bis 27. August:     Reichstag in Speyer, Verhandlungen über die Reformation.
Durchsetzung des landesherrlichen Kirchenregiments.
6. Juli:     Zug von Tiroler Bauern unter Gaismair nach Südtirol.
12. Juli:     Gaismair zieht sich mit Truppenteilen auf venezianisches Gebiet zurück. Er wird 1532 von gedungenen Mördern getötet.
Damit ist der letzte große Versuch der Bauern, die gesellschaftlichen Verhältnisse im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zu verändern, gescheitert. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation umfasste 1520 die Gebiete der 7 Kurfürsten, die Gebiete von 33 deutschen und 33 ausländischen Fürsten, 50 Bistümer, 76 Abteien und kleinere kirchliche Herrschaften, 107 Grafschaften und andere kleine Herrschaften und 85 freie Reichsstädte.

Erfolge in der Schweiz:

Mit dem zweiten Ilanzer Artikelbrief vom 25. Juni 1526 wird mit der Macht des Bischofs in weltlichen Dingen definitiv gebrochen und Forderungen der Landbevölkerung erfüllt.  So verlieren alle Geistlichen das Recht, weltliche Beamte zu ernennen. Kirchenrechtlich wird die Überordnung des Staats über die Kirche und ihre Organe verstärkt. Dazu gehören das freie Pfarrwahlrecht durch die Gemeinde, die Aufhebung von Jahrzeitstiftungen, die Unterstellung der Klöster unter staatliche Aufsicht, das Verbot der Novizenaufnahme und die Wahl des Bischofs durch das Domkapitel mit Einverständnis des ganzen Gotteshausbunds. Im Rahmen privatrechtlicher Verhältnisse wird eine Verminderung grundherrlicher Abgaben verfügt  (Halbierung des grossen Kornzehnten auf den Fünf-zehnten, Abschaffung des Kleinen Zehnts und des sogenannten Vogelmahls, d.h. der Unterstützung des Herrn bei der Jagd, Reduktion des Frondiensts auf einen Tag im Jahr). Alle Zehnten werden nun ablösbar. Die freie Erbleihe wird als einzige gesetzesmässige Leiheform bestimmt.   Die Ilanzer Artikel gelten als Landesrecht des Dreibündestaates bis zu dessen Untergang 1798.  ( https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/026840/2004-04-14/)

Das Ende des Aufruhrs und die Folgen

Die Reaktionen der Fürsten, der Fürstbischöfe und Grafen sind grausam. Tausende Bauern werden hingerichtet oder verstümmelt. Zudem müssen sie ihre Waffen abgeben und werden zu Schadenersatz verpflichtet. Etwa 80.000 bis 100.000 Bauern verlieren während des Bauernkriegs ihr Leben oder werden zu Krüppeln.
Nach der Einnahme von Würzburg und den Verhandlungen mit der Reichsstadt Rothenburg, bei denen der Truchseß auf ein Schuldeingeständnis der Stadt als Mitverursacher des Aufstands pocht, zieht der Truchsess mit seinen plündernden Truppen über Schweinfurt, Bamberg, Nürnberg, Nördlingen, Ulm  heimwärts nach Oberschwaben.
Der Würzburger Fürstbischof Konrad II von Thüngen erzwingt mit Hinrichtungen und Strafmaßnahmen von seinen Untertanen die Wiederhuldigung seines Hochstiftes an ihn und einer entsprechenden Brandschatzung, bei der 320.000 Gulden eingetrieben wurden (damals verdiente ein Handwerker 2-3 Gulden pro Monat!).  Der Schwäbische Bund fordert 200.000 Gulden für seinen Kriegszug, die auch einzutreiben waren.  Weitere Forderungen und Frondienste der örtlichen Grafen und Leibherren sind heute nicht mehr zu beziffern.
Mit dem Abzug der Truppenkontigente der anderen Fürsten haben der Schwäbische Bund und sein Feldhauptmann Jörg Truchsess mehr oder weniger freie Hand in der Art der Durchführung von Brandschatzungen und Beuteeinholung. Entsprechend geht der Truchsess auf seiner Brandschatzungsrundreise durch Franken vor und sorgt als großer Plünderer und Viehdieb  (hinter seinen Truppen wurden große Herden von den Bauern gestohlenem Vieh getrieben!)  auch für seinen Salär. Selbst Händler, die nach Nürnberg fahren, werden nun geplündert. Nichts ist mehr vor der Habgier des Truchsesses und seiner Vasallen sicher (Peter Blickle, Der Bauernjörg, 2015).
Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Krieges gegen die ersten gemäßigten Freiheits-forderungen der Bauern und städtischen Handwerker führten neben den ca. 80.000 bis 100.000 toten Bauern und Handwerkern im Krieg, den darauf folgenden brutalen Strafmaßnahmen wie Hinrichtungen, Verstümmelungen, Vertreibungen und einer halben Million Frauen, Kinder, Eltern die ihre Ernährer verloren,  zur:

  1. Zerstörung von Infrastruktur: Ganze Ortschaften wurden niedergebrannt, was zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden, Verlust von Wohnraum und Ackerflächen führte.
  2. Dezimierung von Arbeitskräften: Durch Hinrichtungen und Verstümmelungen verloren viele Dörfer und Städte wichtige Arbeitskräfte, was besonders die landwirtschaftliche Produktion beeinträchtigte.  Der Rückgang der landwirtschaft-lichen Produktion verursachte Nahrungsmittelknappheit, Hunger und Krankheit und führte auch zu erhöhten Preisen.  Viele Kinder waren gezwungen ab dem 6-8 Lebens-jahr hart zu arbeiten, um die Familie zu ernähren.
  3. Hohen Strafzahlungen: Überlebende Aufständische mussten hohe Bußgelder zahlen, was viele in finanzielle Not brachte und zu einer weiteren Verarmung der ländlichen Bevölkerung führte. Viele Überlebende flohen aus Angst vor Verfolgung aus den betroffenen Gebieten, was zu einem weiteren Mangel an Arbeitskräften führte.
  4. Verlust von Rechten: Ganzen Gemeinden wurden Rechte aberkannt, was ihre wirtschaftliche Entwicklung hemmte.
  5. Einschränkungen des Handels: Durch Verbote von Zusammenkünften zum Informationsaustausch z.B. in Dorfschenken wurde der lokale Handel beeinträchtigt

Diese Maßnahmen führten zu einer langanhaltenden wirtschaftlichen Schwächung und zu einer verzögerten Erholung der betroffenen Gebiete.

Anmerkung:  Diese Chronik erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Im 500. Gedenkjahr des Bauernkriegs werden weitere neue Kenntnisse und Dokumentationen dazukommen, die ggf. ergänzt werden können. Sollten sich Fehler eingeschlichen haben, bitten wir um Benachrichtigung.

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